Die Novellierung des Hamburgerischen Hochschulgesetz steht vor der Tür. Das bietet die Möglichkeit, demokratische Grundsätze, für die wir streiten, gesetzlich (wieder) zu verankern.
Dass Unis demokratisch organisiert sind, ist kein Zufall. Dies wurde in den 60ern von Studierenden erkämpft. Mit der Idee der Gruppenuni setzten sie der rein von Professor*Innen bestimmten Uni eine gemeinsame Gestaltung durch alle Mitgliedergruppen entgegen. Bereits in den 70ern wurde diese gemeinsame Gestaltung jedoch eingeschränkt, da eine absolute Mehrheit der Professor*Innen in allen Gremien festgeschrieben wurde. Im Zuge einer zunehmenden Unterfinanzierung im Bildungssystem und der vermehrten Ausrichtung von Hochschulen an wirtschaftlichen Strukturmodellen wurde die Uni mehr und mehr in Richtung eines hierarchischen Top-Down-Systems geformt, welches nach dem Vorbild eines Unternehmensmanagements funktioniert. Im Verhältnis zu den demokratisch gewählten Gremien, in denen alle Mitgliedergruppen vertreten sind, liegt eine große Entscheidungsgewalt bei Dekanaten und Uni-Präsidium. Demokratische Prozesse fallen häufig der vermeintlichen Effizienz von schnellen Top-Down Entscheidungen zum Opfer. Hierbei wird oft gerade die Position von Studierenden übergangen, wodurch wir für die Berücksichtigung studentischer Positionen umso stärker kämpfen. Zudem zeigt sich die wirtschaftliche Beeinflussung der Uni im Hochschulrat, wo externe Personen über die Grundausrichtung der Uni bestimmen. Aus diesen Verhältnissen gilt es, wieder eine echte Demokratisierung zu entwickeln!
Die anstehende Novellierung des HmbHG bietet hierfür eine gute Möglichkeit. Wir fordern die Abschaffung des Hochschulrats und Übergabe seiner Kompetenzen an demokratisch aus der Uni gewählte Gremien. Neben der Stärkung des Akademischen Senats, sollte ein Konzil, welches auf breiter Basis von allen Mitgliedergruppen gestaltet wird, eingeführt werden. Nur so können die grundlegenden Belange der Uni von allen Mitgliedern in demokratischen Prozessen entwickelt werden. Zudem muss die informell bereits existierende dritte Ebene in den Fachbereichen wieder im Gesetz verankert werden. Alle Entscheidungen sollen von den Beteiligten gemeinsamen getroffen und nicht von oben vorgegeben werden. Den Vorsitzenden der einzelnen Gremien, wie das Unipräsidium, kommen lediglich koordinierende Funktionen zu. Mit einer konsequenten Viertelparität muss zudem für eine echte demokratische Beteiligung Aller gewirkt werden.
Somit können die entscheidenden Grundlagen für eine Redemokratisierung gelegt werden. Letztlich braucht es aber auch einen kulturellen Wandel. Demokratische Strukturen müssen auch in einer demokratischen Praxis ausgefüllt werden. Dafür braucht es eine Politisierung in der Uni, insbesonderere in der Studierendenschaft. Demokratie existiert nicht durch formale Niederschrift, sie muss gelebt werden.
Mit unserem Engagement in Gremien der studentischen und akademischen Selbstverwaltung werden wir weiterhin dazu beitragen, dass Studierende stärker in Entscheidungsprozessen involviert sind, sei es gewählt oder nicht gewählt. Der Kampf für mehr Demokratisierung ist nachwievor vor allem ein studentischer Kampf. Daher ist eine Stärkung der Verfassten Studierendenschaft wichtig. Um auf allen Ebenen in den Gremien für eine weitere Demokratisierung zu wirken, braucht es neben einem politischen, linken AStA auch starke Fachschaftsräte und die Vernetzung dieser in einem teilautonomen Referat.
Insgesamt müssen die bereits erkämpften demokratischen Strukturen weiter ausgebaut werden. Das politische Mandat der Verfassten Studierendenschaft werden wir zurückerkämpfen.
Eine demokratische Struktur ist eine entscheidende Grundlage, um als Hochschule positiv für eine friedliche und gerechte Gesellschaft wirken zu können. Nur demokratisch organisiert kann die Uni dem Anspruch gerecht werden, den bestehenden Verhältnissen eine echte Alternative entgegenzusetzen.